Amedzofe in Ghana – eine Stadt dem Himmel so nahe

Amedzofe, eine Stadt wie keine andere. Sie besticht nicht nur durch ihre reichhaltige Geschichte. Auch die Lage der Bergstadt ist einfach umwerfend schön. So schön sogar, dass die Ureinwohner von Amedzofe diese als den Ursprung der Menschheit bezeichneten.

Mit etwas mehr als 700 Metern über dem Meeresspiegel, ist Amedzofe die höchste Stadt Ghanas. Verglichen mit anderen Bergstädten dieser Welt ist das nicht hoch. Dennoch liegt Amedzofe in einer atemberaubenden Umgebung. Dort, wo das Urvolk der Avatime zuhause ist, thront sie malerisch auf dem Avatime-Gebirge zwischen Voltasee und Togogrenze. Das Avatime-Gebirge gehört zur Akwapim-Togo-Bergkette welche sich durch Ghana und Togo zieht. Doch nicht nur aufgrund seiner Höhenlage ist die Stadt dem Himmel ein Stück näher. Denn Amedzofe wird in Ewe auch Mawuwe genannt. Wörtlich übersetzt bedeutet dies „Wohnung von Mawu“. Mawu wiederum bedeutet Gott. Frei übersetzt könnte man Amedzofe also als „Reich Gottes“ bezeichnen. Ein Ort an dem sogar das Klima himmlisch ist. Aufgrund seiner Berglage herrschen in Amedzofe meist herrlich angenehme Temperaturen.

Übrigens: Mawu wird eher wie „Mauu“ ausgesprochen. Mit Betonung auf dem „U“.

Amedzofe thront auf dem Berg
Vom Abraerica Hotel kommend, mit Blick auf Amedzofe.

Amedzofe, eine Stadt mit Geschichte

Auch heute noch wohnt in Amedzofe das Volk der Avatime. Diese wurden ursprünglich von einem König Names Peki regiert. Aufgrund von Völkerwanderungen haben sich mit der Zeit auch Ewe unter das Volk gemischt, die vor dem grausamen König Agorkorli aus Togo geflohen sind. Zunächst hatten sich die Ewe allerdings im Bereich der heutigen „Western Region“ niedergelassen. Dort mussten sie abermals vor den damals kriegerischen Ashanti fliehen. Gelandet sind sie anschließend in der Volta Region in Amedzofe. Aufgrund der Lage konnten sich die Ewe dort gut gegen die Ashanti verteidigen. Als Verteidigung wurden große Felsbrocken den Abhang hinunter gerollt. Die umliegenden Höhlen nutzen die Ewe geschickt als Versteck.

Amedzofe - Berg Gemi
Auf dem heiligen Berg Gemi mit Blick auf Amedzofe

Die Volta Region war ab Mitte des 19. Jahrhunderts Teil der deutschen Kolonie Togoland. Zu dieser Zeit baute die Basler Mission eine Missionsstation in Amedzofe auf. Neben der Kirche gehörte ein Friedhof, ein Krankenhaus und eine Grundschule zur Missionsstation. In der Grundschule wurde in Ewe unterrichtet. Schon bald wurde diese zur wichtigsten Schule in ganz Togoland.

Die Stadt liegt am Fuße des heiligen Berg Gemi. Dort wurde 1939, zum 50. Geburtstag der Station, ein Gipfelkreuz aufgestellt. Unter der einheimischen Bevölkerung hält sich hartnäckig das Gerücht, dass dieses Kreuz im ersten Weltkrieg als Antenne diente.

Wie komme ich nach Amedzofe?

Aussicht von Amedzofe
Atemberaubender Blick von Amedzofe bis an den Rand des Voltasees.

Aus dem Süden kommend:

In der Stadt Ho, in der Tro-Tro Mainstation, gibt es mehrmals am Tag Verbindungen nach Amedzofe. Die Fahrtzeit beträgt eine knappe Stunde und kostet circa 5 Cedis (≈ 1 Euro).

Mit dem privaten Auto oder Taxi dauert es eine gute halbe Stunde. Du fährst dann einfach von Ho Richtung Hohoe bis du in dem Örtchen Vane landest. Von dort aus biegst du in eine Seitenstraße nach rechts ab. Weiter geht es über eine sehr kurvenreiche Straße immer höher bis nach Amedzofe. Tagsüber sollte die einfache Fahrt mit dem Taxi nicht mehr als 50 Cedis (circa 10 – 12 €) kosten.

In älteren Reiseberichten liest man immer wieder über die schlechten Straßenverhältnisse durch die Berge. Allerdings ist in den letzten Jahren viel geschehen. Die Straßen in Ho wurden komplett neu geteert. Ebenso ist die Straße zwischen Ho bis Fume erneuert worden und daher sehr gut befahrbar.

Amedzofe bis Voltasee
Am Horizont erkennt man den Voltasee.

Aus dem Norden kommend:

Auch vom Norden aus ist Amedzofe zu erreichen. Beispielsweise kostet ein Tro-Tro von Hohoe nach Ho rund 10 Cedis (circa 2 – 3 Euro). Dementsprechend sollte es bis nach Amedzofe nicht mehr kosten. Ob es eine direkte Verbindung von Hohoe bis Amedzofe gibt, ist mir nicht bekannt. Aber wenn nicht, dann steigst du einfach in Vane aus. Von dort aus wartest du auf das nächste Tro-Tro bis nach Amedzofe oder nutzt ein Taxi. Achtung die Straße von Hohoe bis Fume hat es in sich. Zur Zeit meines Besuches war diese Straße noch nicht ausgebaut. Dafür war sie eingehüllt in eine Staubwolke und von Schlaglöchern übersät.

Wer gerne wandert kann übrigens auch von Fume aus einen direkten Fußpfad nehmen. Dieser wird von Einheimischen als regulärer Fußweg genutzt. Aber Achtung, er soll zum Teil steil verlaufen und mit schwerem Gepäck könnte das anstrengend werden. Bei Regen soll er außerdem rutschig sein.

Was gibt es dort zu sehen?

Je näher du Ho kommst desto grüner und üppiger wird die Vegetation. Von Ho aus geht es dann auf einer kurvenreichen Straße nach Amedzofe. Alleine die Aussicht, auf dem Weg dorthin, ist umwerfend. Alles schön grün, überall Dschungel und man kann ewig weit schauen. Wenn du dann erst mal in der Stadt angekommen bist, wird es dich umhauen. Ich zumindest war tief beeindruckt. Du schaust über größere und kleinere Berge mit schmalen Bergrücken auf denen einzelne Bäume stehen. Durch die grüne Berglandschaft schlängelt sich die Straße von Ho in Richtung Hohoe. Am Ende des Horizonts, wenn das Wetter es zulässt, siehst du dann auch den größten Stausee der Welt. Inmitten des Sees befinden sich mehrere kleine Inseln. Was für ein Anblick. Wer hierhin kommt möchte vor allem eines, die schöne Landschaft genießen. Perfekt also um auszuspannen.

Bunte Stadt Amedzofe
Amedzofe eine kleine bunte Stadt in wunderschöner Berglage.

Auf den Spuren der Deutschen: Im Dorf kannst du dir die alte Kirche und den alten Friedhof der früheren Missionsstation anschauen.

Touristenzentrum & der heilige Berg Gemi

Außerdem eignet sich Amedzofe prima als Ausgangspunkt für Wander- und Klettertouren zu unterschiedlichen Zielen. Beachte jedoch, dass alle Touren über das lokale Tourismuszentrum angemeldet und bezahlt werden müssen. Wenn du mit dem Tro-Tro nach Amedzofe fährst, dann endet die Fahrt unweit des Touristenzentrums. Mit dem Auto fährst du einfach bis ins Zentrum. Du kannst es nicht übersehen. Das Touristenzentrum ist übrigens super organisiert. Dort hatte ich die zwei nachfolgende Touren gebucht und war äußerst zufrieden.

Vom Amedzofe Touristenzentrum aus startete meine erste Tour auf den heiligen Berg Gemi. Diese Tour dauert etwa 20 Minuten und ist auch für Ungeübte geeignet. Der Aufstieg kostet 30 Cedis (ungefähr 6 – 7 Euro) inklusive Guide. Von dort oben ist die Aussicht noch besser. Der Guide kann dir weitere Details zur Geschichte des Berges und der Stadt geben. Am besten packst du noch etwas zu essen mit ein und veranstaltest ein kleines Picknick am Gipfelkreuz. Eingebettet zwischen den Bergen liegt das kleine Bergdorf Gbadzeme. Auf dem Berg Gemi mit Amedzofe im Rücken, wirst du es im Tal auf der rechten Seite entdecken. Von hier aus führt startet eine Dschungeltour zu zwei Wasserfällen.

Ote Falls & Gbadzeme Falls

Neben dem Berg kann man zahlreiche Wasserfälle besichtigen. Eine kürzere Tour führt zum Beispiel zum nahegelegenen „Ote Falls“. Dieser wird aufgrund seiner Nähe auch vereinzelt als Amedzofe Falls bezeichnet. Für die einfache Strecke benötigst du gute 30 Minuten zu Fuß. Diese Tour habe ich nicht mitgemacht. Daher kann ich hierzu keine detaillierteren Informationen liefern.

Meine zweite Tour führte zu den Wasserfällen von Gbadzeme. Zunächst wanderst du also in das Dorf Gbadzeme. Ein sehr schmaler Pfad führt entlang des Berges hinab ins Dorf. Während der Wanderung hat man eine tolle Aussicht über das Tal in dem Gbadzeme liegt. Dort angekommen geht es an einer Schule vorbei, über einen kleinen Fluss bis hin zu einem weiteren Tal. Übrigens: In Gbadzeme sollen den Erzählungen zufolge auch die Felsbrocken zu finden sein, welche die Einwohner zur Verteidigung von Amedzofe den Berg hinunter rollten.

Ab hier geht es auf einem unübersichtlichen Pfad steil nach unten. Ohne Guide ist man hier aufgeschmissen. Mit seiner Machete bahnt er für dich einen Weg durch den dichten Dschungel. Eingebettet zwischen Felswände stürzt sich der erste Wasserfall in ein kleines Becken. Schwimmen soll man darin auch können. Von den Seiten hängen Lianen nach unten. Mehr Dschungel wie auf dieser Tour kann man nicht erleben.

Auf geht’s zum zweiten wesentlich kleineren Wasserfall. Der Weg führt relativ ebenerdig über zwei kleine Wasserläufe, vorbei an Kola- und Kakaobäumen sowie mannshohe Cocoyampflanzen mit riesigen Blättern. Dabei habe ich mich fast wie im Land der Giganten gefühlt. Cocoyam sieht ähnlich aus wie Rhabarber. Daraus wird die beliebte Palaversoße hergestellt. Die Soße ist ein wenig mit Rahmspinat vergleichbar.

Der Wasserfall ist zwar nicht groß, trotzdem ist er interessant anzuschauen. Das Wasser scheint aus einem natürlichen Tunnel in eine Art Höhle mit Wasserbecken zu schießen. Die Höhle kann nicht betreten werden, zu gefährlich. In diesem Wasserbecken kann auch nicht gebadet werden.

Nach einer kurzen Fotopause geht es dann wieder zurück nach oben. Auf dem Weg haben wir übrigens auch viele sehr farbenfrohe Insekten und Schmetterlinge gesehen. Kurz bevor wir das Dorf wieder erreichten blieb unser Guide vor einem zugewucherten Baum stehen. Den Blick fest auf den Baum gerichtet bewegte er sich keinen Meter mehr. Bis er mich leise zu sich rief und ich endlich den Grund dafür erkannte. Zwischen den Blätter sah ich etwas langes, grünes geschmeidiges, das sich um den Baum gewickelt hatte. Eine Schlange. Recherchen zufolge müsste es sich dabei um eine grüne Mamba gehandelt haben. Hierbei handelt es sich um eine sehr giftige Giftschlange. Glücklicherweise gehören Menschen nicht zum bevorzugten Beuteschema. Auseinandersetzungen geht die Schlange lieber aus dem Weg. Trotzdem ist genau dies ein weiterer Grund warum du einen Guide benötigst. Denn dieser kennt sich bestens aus. Er erkennt Gefahrensituationen schnell und greift im Notfall mit seiner Machete ein.

Der komplette Trip dauerte rund 5 Stunden und war extrem anstrengend. Daher empfehle ich diese Tour nur für wirklich fitte Leute mit viel Ausdauer. Bezahlt habe ich für die Tour insgesamt 70 Cedis (≈ 15 Euro).

Weitere Wasserfälle & Sehenswürdigkeiten in der Nähe

  • Kulugu Falls entlang des Kulugu Flusses
  • Apkonu Falls (Nahe dem Ort Apkonu)
  • Tafi Atome (Die Affenstadt)
  • Tafi Abuife (Das Weberdorf)

Wo kann ich in Amedzofe übernachten?

Abraerica Hotel Amedzofe Ghana
Umwerfender Blick von Terrasse des Abraerica Hotels in Amedzofe.

In Amedzofe selbst gibt es nur ein Hotel und ein Gästehaus. Beide liegen nicht direkt in der Stadt sondern auf einem benachbarten Hügel. Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und den Berg Gemi. Im Abraerica Hotel kostete eine Übernachtung im Doppelzimmer ohne Klimaanlage 85 Cedis (rund 19 Euro). Mit Klimaanlage kostete das Zimmer 100 Cedis (rund 23 Euro). Außerdem gibt es auch noch größere Unterkünfte die entsprechend teurer sind. Die Unterkünfte sind zweckmäßig eingerichtet. Von außen wirkt das Hotel etwas besser als von innen. Bei dem Preis kann man aber nicht meckern. Das Guesthouse ist nochmal circa die Hälfte günstiger. Das Akofa Guesthouse kann direkt über das Touristenzentrum  Vorort gebucht werden.

Abraerica Hotel
Akofa Guesthouse

Wer nicht zwingend in Amedzofe übernachten möchte, dem kann ich auch sehr die Mountain Paradise Loge in Biakpa empfehlen. Auch Ho bietet sich als regionale Hauptstadt mit vielen Hotels als Ausgangspunkt für Touren an. Ho ist übrigens eine erstaunlich saubere Stadt mit einem lebendigen Wochenmarkt (immer dienstags).

 Mountain Paradise Loge (in Biakpa)

Wo kann ich in Amedzofe essen?

Da ich im Abraerica Hotel übernachtet habe, habe ich dort natürlich auch gegessen. Es besitzt zwar keine Sterneküche ist aber trotzdem lecker. Günstig ist das Essen außerdem.  Das teuerste Gericht kostet 25 Cedis (ungefähr 5 – 6 Euro). Zu essen gibt es internationale sowie lokale ghanaische Speisen. Unbezahlbar, aber trotzdem umsonst, ist der Blick über das Volta Becken während du ißt. Achtung, auch hier muss man mit einer langen Wartezeit für das Essen rechnen.

Andere Restaurants habe ich in Amedzofe nicht gesehen. Aber vielleicht hast du andere Informationen?

Fazit

Amedzofe besticht durch eine außergewöhnliche Umgebung und eine umwerfende Aussicht. Daher eignet sich die Stadt super um einfach die Seele baumeln zu lassen. Eine reichhaltige Geschichte rundet das Angebot vor Ort ab. Aber auch der Abenteuerfaktor kommt nicht zu kurz. So eignet sich die Stadt super als Ausgangspunkt für verschiedene Touren über Berge zu verlassenen Wasserfällen mitten im Dschungel.

Warst du auch schon in Amedzofe? Welche Erfahrungen hast du dort gemacht? Was hast du unternommen? Oder hast du Fragen oder ein Update? Dann hinterlasse doch einen Kommentar.

Ben Diaz – travelcap.de

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